Um zu entscheiden ob RH eine angemessene Nahrungsquelle für Diskusfische darstellt müssen wir uns zu allererst ansehen was Diskus in der Natur fressen, und welche Parallelen bzw Unterschiede Rh dazu aufweist und was genau diese Unterschiede bewirken.
Ernährung in der Natur
Da frisch gefangene Tiere meist noch beim Fang sofort erbrechen ist es sehr schwer aussagekräftige Untersuchungen ihres Mageninhalts anzustellen. Als gesichert gilt jedoch, dass die Tiere sich in der Trockenzeit oft vorwiegend von pflanzlichem ernähren. Weitere Hauptnahrung sind Insektenlarven sowie kleine Krebse und Süßwassergarnelen. Sowie auch mal der ein oder andere Fisch, auch als Aas. Zu Beginn der Regenzeit verschiebt sich dies wohl auf ca 80% tierische Nahrung, die besonders für die Jungtiere sehr wichtig ist. Der Grünfutteranteil enthält dabei einen sehr hohen Anteil an Ballaststoffen, während der tierische Anteil sowohl sehr viel Fett als auch Protein enthält. Besonders wichtig sind hierbei viele Omega-3Fettsäuren.
Rinderherz Vorteile
Wie bereits oben angedeutet sind es besonders die (gewerblichen) Züchter die für die Fütterung mit Rinderherz eintreten, sowie natürlich die Hersteller 😉
Dies hat einen ganz einfachen Grund. Da Diskusfische einen Magen besitzen können diese Fett aus Rinderherz verwerten. Die Ausbeute aus 1g Rinderherz an verwertbaren Fetten und anderen Energieträgern ist daher sogar höher als z.B. die Ausbeute aus der gleichen Menge Insektenlarven oder Garnelen, da diese einen viel höheren Ballaststoffgehalt haben als RH. Dies macht Rinderherz zu einem idealen Mastfutter. Besonders Jungfische die viele Proteine benötigen wachsen bei einer Ernährung mit Rinderherz sehr viel schneller als mit einer naturnahen Ernährung. Zudem ist Rinderherz ganzjährig einfach und vor allem billig verfügbar.
Rinderherz Verarbeitung
Besonders die Befürworter der Fütterung mit Rinderherz zitieren gerne Prof. Bremer aus seinem Buch „Aquarienfische gesund ernähren“. Leider wird bei diesen Zitaten gerne mal unterschlagen, dass Bremer Rinderherz nur dann als geeignete Futterquelle angibt wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
- Alle Maßnahmen bei der Herstellung von Frostfutter auf der Basis von Rinderherz sind von besonderer Bedeutung. Dazu gehören Vorbehandlung, Zerkleinerung, Mischung, Frostung, Lagerung und Transport
- Hauptziel der Vorbehandlung des schlachtfrischen Rinderherzens ist die Entfernung aller Fett- und Bindegewebsteile. Damit das besonders gründlich geschieht, ist es besser, reine Herzmuskelstücke herauszutrennen und alles übrige zu verwerfen. Etwa 30 % der Herzmasse sind brauchbar.
- Die herausgetrennten Herzmuskelstücke werden zweimal durch den Fleischwolf gedreht. Was sich dabei als schwer transportabel erweist und sich faserig um Messer und Walze windet, wird verworfen. So wird zusätzlich Bindegewebe entfernt.
- Gewerblich hergestelltes Frostfutter auf Rinderherzbasis sollte, genau wie andere technisch hergestellte Futtermittel, hinsichtlich Inhalt und Verfalls- oder Herstellungsdatum deklariert werden.
- Bei Verwendung von Schlachttiermaterial muss der Kollagengehalt des Futters angegeben werden. Weniger als ein Prozent Kollagengehalt ist dabei als Gütekriterium anzusehen. Die beiden von Bremer erstellten Rezepte für Futter auf der Basis von Rinderherz enthalten lediglich 30% Herz.
Vergleich Rinderherz – Garnelen
Rinderherz hat wie bereits erwähnt einen sehr hohen Proteingehalt im Verhältnis zum Fettgehalt und geringem Ballaststoffgehalt, während Garnelen (eine Hauptnahrungsquelle in der Natur) einen Proteingehalt haben der im Verhältnis zum Fettgehalt gering ist sowie einen hohen Gehalt an Ballaststoffen haben.
Während Jungfische noch sehr viel Protein benötigen verschiebt sich der Bedarf etwa ab dem 5. Bis 6. Lebensmonat hin zu den Fetten. Wird Rinderherz mit sehr hohem Proteingehalt als Alleinfutter gefüttert, verbrennt der Fisch das Protein. Produkt dieser Proteinverbrennung ist Ammoniak, dass über die Kiemen als Ammonium an das Wasser abgegeben wird.
Dies ist sogar in der ersten halben Stunde per einfachen Tröpfchentest für jeden selbst zuhause nachweisbar.
Durch den höheren Fettanteil in Garnelen bei gleichzeitig vielen Ballaststoffen, verbrennt der Fisch bei einer Fütterung mit Garnelen hauptsächlich das Fett. Verbrennungsprodukt sind hierbei CO2 und Wasser. Die Wasserqualität bleibt gleich.
Aber auch die Fette in Rinderherz und Garnelen unterscheiden sich. Hierzu ein Zitat von Dr. Dreyer aus der DATZ (9/2003):
„Fette aus Fischen sind Öle, das heißt, sie sind selbst schon bei Raumtemperatur flüssig.“
Ganz anders und geradezu gefährlich ist dagegen das Fett in Säugetiergewebe, also auch im Rinderherz: Es ist bei Raumtemperatur absolut fest und selbst bei 32 °C noch nicht einmal andeutungsweise schmierig oder „streichfähig“. Das wäre jedoch eine Voraussetzung für gute Verdaulichkeit.
[…] Die meisten Warmblüterfette sind für Kaltblüter komplett unverdaulich! Damit wird die erforderliche Futterenergie nahezu komplett aus dem Protein gewonnen, es sei denn, man hat Rinderherz als Zutat einer Futtermischung verwendet, die zumindest teilweise verdauliche Kohlenhydrate als Energiequelle enthält. […] Unverdautes Fett [wird]im Darm zur Anlagerung an die Wand neigen und die dort wichtigen Austauschvorgänge stören.
Bei allem zu beobachtenden Wachstum durch Rinderherz, bei allen angeblichen oder tatsächlichen Erfolgen, die es damit geben soll: Warmblüterfette und Warmblüterproteine haben eigentlich nichts in Fischen zu suchen, und sie machen krank! Was sich zeigt, ist ein mehr oder weniger kurzfristiger Masteffekt, der auf jeden Fall in Schäden mündet und – schwer beweisbar – das zu erwartende Lebensalter derart einseitig mit Rinderherz ernährter Fische teils erheblich mindern dürfte.“
Text von Saskia Kiefer